Tourismus in den Alpen: Mörderischer Verdrängungswettbewerb zu Lasten der Kleinen und der Umwelt?
Dass es die Schule der Alm in dieser Form überhaupt gibt, ist auch dem Umstand zu verdanken, dass Prof. Werner Bätzing im Jahre 2015 in Schmirn einen Vortrag zum Thema Alpen gehalten hat. Er stellte damals auch sein neues Werk „Zwischen Wildnis und Freizeitpark. Eine Streitschrift zur Zukunft der Alpen“ (Rotpunktverlag Zürich, 2015) vor. Ich habe die ‚Streitschrift‘ gekauft und unverzüglich gelesen.
Dann stand für mich fest, etwas sehr Konkretes tun zu müssen. Gemeinsam mit Freunden im Valsertal gründete ich noch im selben Jahr den Verein ‚Schule der Alm‘. Wir beriefen uns bei der Gründung auch auf die Schrift von Prof. Bätzing.
Denn Werner Bätzing ist bekannt dafür, dass er die Situation der Alpen ohne Wenn und Aber darstellt. Und dass es sich schon gar kein Blatt vor den Mund nimmt. Die Siutation ist auch viel zu ernst, als sie auf die leichte Schulter nehmen zu können, wie dies nahezu alle Politiker gegenwärtig tun.
Einer von Bätzings - immer auf statistischen Daten basierenden - Thesen: Der Alpenraum sei zu einem ‚Ergänzungsraum der Metropolen‘, geworden, in dem alpenspezifische Lebens- und Wirtschaftsformen mit ihren artenreichen und vielfältig - kleinräumigen Kulturlandschaften verschwinden. Das erfolge derzeit sowohl durch Nutzungseinstellung und Verwilderung als auch durch Verstädterung und Zersiedlung. Damit verschwinde nicht nur die traditionelle Artenvielfalt der Alpen sondern auch die traditionelle ökologische Stabilität der Kulturlandschaften. Also eine reale Bedrohung in Zeiten des Klimawandels.
Bätzing belässt es nicht bei den Fakten. Er macht sich ganz konkrete Gedanken zum Überleben von Kultur und Lebensweise in den Alpen. So meint er, dass die dezentrale Nutzung der Alpenressourcen in umwelt- und sozialverträg-lichen Formen gestärkt werden müsse und zwar mittels regionaler Qualitätsprodukte. Damit könnten artenreiche Kulturlandschaften und alpenspezifische Lebens- und Wirtschaftsformen dauerhaft erhalten werden. Eine Tatsache, dem derzeit übrigens in Tirol nur BIO VOM BERG Rechnung trägt. BIO VOM BERG ist übrigens die einzige bäuerliche Genossenschaft, die ausschließlich in den Händen der Bauern liegt.
Logischerweise ist Bätzing für bestimmte Tourismusverant-wortliche der ‚Gottseibeiuns‘ in Person. Jene Verantwortlichen, die sich nicht fragen was morgen ist. Die heute die große Kohle machen wollen und für die die alpine Umwelt zum Produktionsfaktor geworden ist. Deren Gott einzig und allein der Profit ist. Und die sich zu allem Überfluss noch brüsten, 'eh schon immer grün gewesen zu sein'.
Ich bin jedenfalls sehr gespannt, was Bätzing in seinem Vortrag im Hotel Seiler am 2. Februar um 19:00 Uhr präsentieren wird. Vielleicht sehen wir uns im Hotel Seiler in Innsbruck? Ich würde mich freuen.
Bildnachweis Prof. Bätzing: ©Institut für Geographie - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen