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Holzschindeln klieben

Holzschindeldächer sind besondere Blickfänger in der Landschaft. „Schindeln kliabn“, also Schindeln spalten, ist ein seit vielen Generationen tradiertes Handwerk – und steht seit Ende 2023 auf der nationalen Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO in Österreich. Initiator dieser erfolgreichen Bewerbung war unser Almlehrer und Waldexperte Siegfried Ellmauer, der mit seinem Bergwaldkurs unser Kursprogramm bereichert.

Holzschindeldächer gibt es in Österreich schon seit über 3.000 Jahren. Die Arbeit der Schindelmacher hat sich im Laufe der Jahrhunderte wenig verändert und lebt vom überlieferten, lokalen Erfahrungswissen. Bis heute wird das Handwerk von Alm- und Bergbauern, Waldarbeitern und Zimmerleuten ausgeübt und an jüngere Generationen weitergegeben. Allerdings werden die traditionellen „österreichischen Alpenschindeln“ aus Lärchenholz seit einigen Jahren immer mehr durch Importe von hochmechanisiert erzeugten Holzschindeln aus Nordamerika (Red Cedar) und Osteuropa verdrängt. Aus Kostengründen werden heute in der Produktion zunehmend hydraulische Spaltmaschinen eingesetzt.
 

Traditionell wird zum Schindelmachen ein Baumstamm in Längsrichtung mit einem speziellen Handwerkszeug gespalten, dem Schindeleisen (Glenseisen; vom mittelhochdeutschen „kleuzen“ = spalten) - siehe Foto unten in der Mitte. Wichtig ist dabei die Auswahl des richtigen Baumstammes, der Holzart und des richtigen Fällzeitpunkts. Österreichweit gibt es regionale Eigenheiten bei der Spalttechnik und Endfertigung, was sich in unterschiedlichen Schindelformen äußert.

 

Übrigens: Die Bezeichnung „Schindel kliabn“ kommt vom lateinischen Wort „scindula“ (= Schindel) und dem altbayrischen Ausdruck „klieben“ (= spalten).


Holzschindeln haben einen geringen ökologischen Fußabdruck, denn sie sind ein langlebiges und reparaturfreundliches Naturprodukt für Dächer und Wandverkleidungen. Eine circa 80 cm lange Holzschindel kann bis zu viermal verwendet werden, indem das Dach immer wieder neu gedeckt und die Schindeln dabei umgedreht werden. Und am Ende ihrer Lebensdauer werden sie abgenommen, getrocknet und zum Heizen verwendet – so schließt sich der Kreislauf. Wegen ihrer Umweltfreundlichkeit werden Holzschindeln gern in Nationalparks und Naturschutzgebieten als Baustoff verwendet. Außerdem strahlen sie als Baumaterial eine besondere Ästhetik und Naturverbundenheit aus. In der modernen Baukultur gelingt es, die architektonische Zukunft mit dem Schindelholz-Kulturerbe der Vorfahren harmonisch zu verbinden, wie viele Neubauten mit Schindelmantel an den Außenfassaden zeigen.

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