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  • AutorenbildWerner Kräutler

Heuziehen, gute Wünsche und eine Bitte

Die Schule der Alm geht in's 5. Jahr ihres Bestehens.


Liebe Freund_innen der Schule der Alm,


wir wünschen Euch auf diesem Weg ein gutes Neues Jahr. Auf dass Eure Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte 2020 in Erfüllung gehen.


Wie ihr vielleicht unserer Facebook-Seite Schule der Alm entnommen habt, sind unsere Alm-Lehrer auch im neuen Jahr bereits wieder voll im Einsatz. Ja, ihr lest schon richtig, die sind auch im Winter tätig bei der Sache.

In aller Hergottsfrühe werden die 'Ferggl' über die Schulter gelegt und das Staggl in die Hand genommen. Jetzt warten rund 450 Höhenmeter und knietiefer Schnee auf die Heuzieher, bevor sie auf Finaul ankommen.

Joosn Hôns, Simelas Erich und Manuels Hôns. Drei Heuzieher wie aus dem Bilderbuch.


Denn im Valsertal wird im Winter noch Heu gezogen. Das ist selten geworden in Tirol. Es wird jenes Heu zu Tal gebracht, das im Sommer und Spätsommer geerntet worden ist. Von den Lagerplätzen aus (das kann eine sogenannte Heu-Pille oder aber ein Schober, ein im Freien errichteter Heukegel sein) wird das duftende Heu auf urtümlichen Geräte gebunden und zu Tal ‚gezogen‘. Bisweilen in ganz und gar nicht ungefährlichem Karacho.

Am 28. Dezember 2019 wurde Heu unseres Lehrers Hans 'Joosn' Holzmann zu Tal gebracht. Von seinem einzigartig schönen Bergmahd Finaul. Da hat er in den vergangenen Jahren eine Kochhütte errichtet, um sich während der kräfteraubenden Mäh- und Heuarbeit verpflegen zu können und - wenn's notwendig ist - auch einmal auf rund 1.700 m Seehöhe zu übernachten.

Traumhaft, malerisch: die 'Küchenhütte' auf Finaul.

Verbunden sind die körperlichen Anstrengungen mit wahrhaft außergewöhnlichen Aussichten auf das Valsertal und den Padauner Kogel.

Die Pille auf Finaul. Hier wird das Heu des Bergmahdes gelagert, bis im Tal Bedarf danach ist. Jetzt wird das 'Ferggl' beladen.


Was den ‚Schlitten‘ anlangt: der besteht aus 4 Haselnussstecken in der Länge von etwa 1,80 m. Diese werden von zwei Lochhölzern verbunden und fixiert, dass sie parallel zueinander liegend das Heu aufnehmen können.


Um das Heu auf dem Gefährt zu fixieren wird ein ‚Wisbam‘ benötigt. Das ist ein aus einer jungen Fichte geschnittenes Holzsstück, das mit viel Kraft über dem Heu vorne und hinten per Seil am „Ferggl“ (das sind die 4 Haselnussstecken mit ihren Verbindungen) befestigt wird. So entsteht ein ziemlich geawaltiger Druck, der das Heu zusammen presst. Diese Kombination wird jetzt ‚Reasl‘ genannt.

Das Ende des 'Wisbam' ist noch zu sehen. Mit ihm wird das Heu auf dem Ferggl fixiert.

Hier sieht man das 'Ferggl', auf dem das Heu liegt und den Staggl, Lenkrad und Bremse zugleich.


Auch eine Bremse ist vorgesehen, der sogenannte ‚Staggl‘. Ich leite den Ausdruck von ‚Stecken‘ her, der am unteren Ende eine geschmiedete Stahlspitze aufweist. Mit diesem Staggl verschaffen sich die Heuzieher einerseits beim Aufstieg auf das Bergmahd im meist tiefen Schnee Halt. Bei der Abfahrt dient er andererseits quasi als Joy-Stick und gleichzeitig als Handbremse. Denn der Staggl ist das einzige ‚Gerät’, das ein gewisses Lenken des rund 150- 200 kg schweren Gefährtes ermöglicht. Zum Großteil ist es die Gewichtsverlagerung des Heuziehers, der via Staggl den Schlitten im Griff behält. Er ist zudem mit einem über die Schulter geschlungenen Seil mit dem Reasl verbunden.

Je 200 kg Heu bilden ein 'Reasl'

Beinahe geschafft. Im Hintergrund die Höfe des Valsertales.

Ein feines Essen ist die Belohnung für die Heuzieher. Auch ein Schnapserl darf nicht fehlen.


Wenn die Fuhren erst im Tal sind, werden sie auf einen Anhänger geladen und zu jenem Bauernhof geführt, der das Heu erhält. Und nach dem Abladen geht’s dann richtig los: da wird im Bauernhaus ein Essen aufgetischt, dass sich nicht selten der Tisch biegt. Schweinsbraten, Gulasch, Knödel, Salat vom Allerfeinsten. Dass ab und an eine Runde Schnaps aufgefahren wird, ist ebenso selbstverständlich wie die ausgelassene Stimmung bei Tisch.


Zur Information:

Es sind noch Restplätze in unseren Grundkursen 2020 frei. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Hier geht's zur Buchung.


In den nächsten Wochen verschicken wir wieder unsere ‚Bettelbriefe‘. Wie ihr wisst, finanzieren wir unsere Vereinsausgaben ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Wir nehmen kein öffentliches Geld, keine Förderung und auch keine politisch bedingten Zuwendungen an. Und wem es möglich ist, den Beitrag von € 20 vom Haushaltsbudget abzuzwacken, dem sind wir sehr verbunden und dankbar. Für Schnellentschlossene unsere Bankverbindung:

Schule der Alm, Verein zur Erhaltung von Almen und Bergmähdern, Kto. bei der Tiroler Sparkasse IBAN: AT85 2050 3033 0180 6737, BIC SPIHAT22XXX. 


So darf ich Euch ein feines Jahr wünschen. Vielleicht sehen wir uns im Valsertal? Wir würden uns freuen.


Werner Kräutler

Obmann der Schule der Alm im Valsertal

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