Alarmierende Meldungen über ein globales Insektensterben beherrschen seit Monaten die Titelseiten seriöser Zeitungen und TV-Dokumentationen. Der Verlust der kriechenden, fliegenden, summenden und brummenden Tiere könnte die Menschheit sogar noch mehr gefährden als die Klimakatastrophe mit Dürren, Überschwemmungen und Stürmen. Und das will was heißen.
Urplötzlich stehen wir von der Schule der Alm vor einer völlig neuen Aufgabe. Bekanntlich ist es unser erklärtes Vereinsziel, Bergwiesen, Bergmähder und Almflächen mit Hilfe von Freiwilligen zu hegen und zu pflegen. Denn für uns sind sie ein kulturelles Erbe unserer Vorfahren, das wir keinesfalls der Verwaldung oder der Verwilderung überlassen wollen.
Unser Tun und Streben hat jetzt ein weiteres, ein drängendes Ziel: Wir müssen auch als Schule der Alm eine Art „ARCHE NOAH“ erhalten, einen Rückzugsort für seltene Insekten, Schmetterlinge und auch Pflanzenfamilien. Denn genau dafür sind Bergwiesen und -mähder ideal. Das fordern wissenschaftliche Untersuchungen.
Zwei Tiroler Wissenschaftler - konkret Schmetterlingsforscher - sorgen dafür, dass im Laufe vieler Generationen von Menschen geschaffenen Bergwiesen und -mähder wieder in den zentralen Blickpunkt der modernen Gesellschaft rücken. Was früher das nackte Überleben der Bergbauern sichern sollte wird jetzt zu einem Rettungsfloß gefährdeter Insektenarten.
Nun geht es ganz konkret darum, Rückzugsorte für Insekten zu schaffen und - wichtiger noch - für die Zukunft zu erhalten. Denn die beiden Wissenschaftler Dr. Gerhard Tarmann und Dr. Peter Huemer vom Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum kommen in einer Studie zu einem eindeutigen Ergebnis: „Ungedüngte Berg-Magerwiesen“ weisen in Bezug auf die Anzahl der Arten und der Individuen von Schmetterlingen den absoluten Spitzenwert auf. Während die meist mit Gülle gedüngten ‚Fettweiden‘ kaum noch Schmetterlingspopulationen aufweisen.
Schmetterlinge als Bio-Indikatoren
Wie dramatisch die Lage bereits ist, verdeutlichen die „Widderchen“. Sie haben leuchtend rote Punkte auf ihren Flügelchen, schimmern in vielen Farben und fallen vor allem durch ihre Namen auf: „Sonnenröschen-Grünwidderchen“, „Hornklee-Widderchen“ oder „Gemeines Blutströpfchen“. Und noch eine Eigenschaft haben diese fantastischen Nachfalter, die aber den Tag lieben: Sie sind quasi fliegende Messgeräte. Wissenschafter bezeichnen diese Tierchen deshalb als ‚Bio-Indikatoren‘.
Das "Kleine Fünffleck-Widderchen" mit seinen durchsichtigen Flügelchen.
Die genaue wissenschaftliche Betrachtung von Insekten über längere Zeiträume hinweg ist schwierig. Aber quasi per Zufall wurden im Obreren Vinschgau seit knapp 50 Jahren genau diese Widderchen von den Tiroler Schmetterlingsforschern gezählt und beobachtet. Mals war und ist immer noch eines der bedeutendsten Schmetterlingszentren des Alpenraumes. Und dennoch besteht große Sorge, dass die sensiblen Widderchen verschwinden. Die Apfelmonokultur mit ihrem gewaltigen Pestizideinsatz haben an den Ortsrändern von Mals (wie am Tartscher Bühel oder in der Tartscher Leitn) bereits zu einem Verschwinden der Widderchen geführt.
Schmetterlingskunde als Teil unseres „Lehrplanes“
Um das Interesse unserer Schüler_innen für Schmetterlinge während des Grundkurses zu wecken und zu verstärken, werden wir uns heuer auch mit den wunderschönen Schmetterlingen auf dem Betreuer und Lehrer an der Schule der Alm, Mag. Klaus Auffinger, Führungen durch die Insektenwelt unserer Bergmähder machen.
Was wir auf alle Fälle forcieren werden ist die Anwendung der Schmetterlings-App „Schmetterlinge Österreichs“ der Stiftung ‚Blühendes Österreich‘. Einerseits um mögliche seltene Schmetterlingsarten zu erfassen, andererseits um das Interesse unserer Schüler_innen für diese wundervollen Tiere zu wecken.